Tagesimpuls 17.12.2020
17. Dezember 2020
Tagesimpulse während des Lockdowns
Mit dem 17. Dezember beginnen die letzten acht Tage auf Weihnachten zu und werden darum Hoher Advent genannt.
Ab heute, dem 17. Dezember, stehen die O-Antiphonen im liturgischen Vordergrund.
O-Antiphonen? Noch nicht gehört?
Bevor ich ins Priesterseminar kam, war mir das auch unbekannt und meine Eltern leben bis heute in der Unwissenheit, dass es sie gibt.
Im Priesterseminar lernte ich sie zu singen. In Klöstern werden sie gesungen schon seit dem 8. Jahrhundert.
Es gibt davon sieben und sie beginnen alle mit einem O – ausgesprochen mit dem Gefühl der Bewunderung.
17. Dezember: O sapientia - O Weisheit
18. Dezember: O Adonai - O Adonai, Herr und Führer
19. Dezember: O radix Jesse - O Spross aus Isais Wurzel
20. Dezember: O clavis David - O Schlüssel Davids
21. Dezember: O oriens - O Morgenstern
22. Dezember: O rex gentium - O König aller Völker
23. Dezember: O Immanuel - O Immanuel, König und Lehrer
Die Gesänge beschreiben Gott in sieben Bildern, die im Alten Testament zu finden sind. Zugleich beschreiben diese Bilder seinen Sohn, auch wenn er nicht namentlich genannt wird. Aber er wird erwartet. Denn jede Antiphon endet mit „O komm…!“.

17. Dezember
O Weisheit,
hervorgegangen aus dem
Munde des Höchsten – die Welt
umspannst du von einem Ende zum anderen,
in Kraft und Milde ordnest du alles:
O komm und offenbare uns
den Weg der Weisheit und Einsicht!
Der Schweizer und evangelische Pfarrer Kur Marti (1921 – 2017) schrieb folgenden Gedanken:
„So zart ist die Gottheit
Spricht der eine: „Alles, was man über Gott sagen kann, ist Gott.“
Spricht der andere: „Alles, was man sagen kann, ist nicht Gott.“
Spricht Meister Eckhart: „Beide reden wahr.“
Und ich denke: So zart ist also die Gottheit!
Die Zangen der Logik fassen sie nicht.“
Zartheit und Zange.
Eine Zange übt Gewalt aus.
Zartheit auch, nur auf andere Art und Weise.
Die Zange packt zu. Die Zartheit ist packend.
Gott will nicht zupacken. Wie er ist, das ist packend.
Er lässt den Spielraum, das eine wie auch das andere zu sagen.
Im letzten kann man nichts sagen, sondern nur still werden und hören.
Wir haben Zeit zum Hören.
Das Stillsein ist nicht einfach.
„In Kraft und Milde ordnest du alles“ heißt es in der O-Antiphon.
Es ist schon alles geordnet.
Also kein Durcheinander durch die Pandemie!?
Es ist schon alles geordnet.
Vielleicht brauche ich nur Vertrauen?
Vertrauen ist die Kraft der Zartheit.
Dieses Vertrauen hat Jesus uns vorgelebt. Er schrieb mit dem Finger in die Erde und sagte zur versammelten Menge, die eine Sünderin am liebsten steinigen wollte: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein.“ (Johannes 8,7)
Die Frau wurde in die Zange genommen und dem Gesetz nach hatten die Leute recht. Aber recht hat auch Jesus, wenn er danach fragt, wer ohne Sünde ist.
Ein einziger Satz entwaffnet die Menge. „So zart ist also die Gottheit!“
„O komm und offenbare uns den Weg der Weisheit und Einsicht!“
Ich wünsche allen einen frohen Tag!
Ihr Pastor Ferdinand Hempelmann








