O oriens
O Morgenstern, Glanz des unversehrten Lichtes,
der Gerechtigkeit strahlende Sonne:
O komm und erleuchte,
die da sitzen in Finsternis und im Schatten des Todes!
Liebe Gemeindemitglieder,
als Morgenstern tritt vor allem die Venus auf. Einige Monate lang geht sie vor der Sonne auf, danach verschwindet sie gute drei Monate hinter der Sonne und wechselt vom Ost – in den Westhimmel. Sie geht dann einige Monate am Abend auf und wird Abendstern genannt. Der ganze Zyklus dauert 19 Monate.
Als Morgenstern führt die Venus den Tag herauf. So ist dieser Stern ein Bild für Jesus Christus, der das Licht bringt.
Einige Kirchenlieder besingen den Morgenstern, so das Lied: „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ von Philipp Nicolai
aus dem Jahre 1597.
Auch in dem Adventslied von Jochen Klepper (1903 – 1942) „Die Nacht ist vorgedrungen“ kommt der Morgenstern vor. Da heißt es in der ersten Strophe:
„Die Nacht ist vorgedrungen,
der Tag ist nicht mehr fern!
So sei nun Lob gesungen
dem hellen Morgenstern!
Auch wer zur Nacht geweinet,
der stimme froh mit ein.
Der Morgenstern bescheinet
auch deine Angst und Pein.“
Der Morgenstern ist Christus. Er ist der Gerechtigkeit strahlende Sonne, weil er verheißt, was jedem Menschen in der Tiefe seiner Seele gerecht wird.
Dabei beseitigt er nicht Angst und Pein, er bescheint sie.
Das ist nicht immer angenehm, so ins Licht gerückt werden. Aber Christus beschämt nicht, sondern sieht an – schenkt Ansehen.
Es geht um den Wert und die Würde eines jeden Menschen.
In den Tiefen der menschlichen Not scheint die Botschaft der Liebe Gottes auf, die stärker ist als alle Todesmächte - stärker als alles, was niederdrückt und das Leben zur Last werden lässt.
Darum will Gott im Dunkel wohnen, wie es in der letzten Strophe heißt:
"Gott will im Dunkel wohnen
und hat es doch erhellt.
Als wollte er belohnen,
so richtet er die Welt.
Der sich der Erdkreis baute,
der läßt den Sünder nicht.
Wer hier dem Sohn vertraute,
kommt dort aus dem Gericht."
In dem Bild der Nacht spiegelt sich sowohl die persönliche Situation der Familie Klepper wider wie auch die politische und geistige Situation im NS-Deutschland.
Aber es sind auch die inneren dunklen Schatten, die auf sein Leben gefallen sind. Denn seit seiner Jugend litt er immer wieder unter Depressionen. In seiner Seele war es manchmal Nacht. „Innenmüde“ hat jemand dieses Gefühl genannt, keinen Ausweg zu finden und immer nach dem Sinn des eigenen Lebens zu suchen.
Jesus Christus hält die Verheißung Gottes dagegen:
„Wenn ihr auch wandert in der Nacht, das Dunkel soll euch nicht festhalten.
Wenn ihr auch wandert im Angesicht des Todes, so werdet ihr doch leben - im Angesicht Gottes.“
Darum ist er der Morgenstern. In ihm erscheint das Angesicht Gottes auf Erden.
Im Psalm 30 heißt es:
„Den Abend lang währt das Weinen, aber des Morgens ist Freude.“
Jeden Tag dürfen wir abends in dieser Hoffnung beenden, dass am Morgen wieder Freude ist.
Ich hoffe, dass die Hoffnung in Ihrem Leben alles überwiegt und die Freude heute Morgen (wieder) da ist.
Der Herr segne und behüte dich.
Er wende dir sein Angesicht zu
und schenke dir Frieden.
Ich wünsche Euch und Ihnen einen frohen Tag!
Ihr Pastor Ferdinand Hempelmann