Das Tagesevangelium (Mk 1,12-15)
In jener Zeit
12 trieb der Geist Jesus in die Wüste.
13 Jesus blieb vierzig Tage in der Wüste
und wurde vom Satan in Versuchung geführt.
Er lebte bei den wilden Tieren
und die Engel dienten ihm.
14 Nachdem Johannes ausgeliefert worden war,
ging Jesus nach Galiläa;
er verkündete das Evangelium Gottes
15 und sprach: Die Zeit ist erfüllt,
das Reich Gottes ist nahe.
Kehrt um und glaubt an das Evangelium!
Meditation zum Evangelium des Sonntags – geschrieben von Mitgliederinnen des Liturgieauschusses
Verzicht – eigentlich etwas, für das wir uns bewusst entscheiden. Fasten in der Fastenzeit, eine Diät, Einschränken bei Konsumgütern oder übermäßigem Genuss. Wie schon Jean Paul (1763-1825) sagte: „Wir sind unbegrenzt frei, nicht in dem was wir machen wollen, sondern was wir entbehren wollen.“
In der jetzigen Zeit ist Verzicht eher ein Wort, dass viele nicht mehr hören können und wollen. Seit Monaten schon verzichten wir auf Treffen mit Familienmitgliedern und engsten Freunden, auf soziale Kontakte mit anderen Menschen, auf Vereinsleben oder Ausflüge mit der Familie. Unsere Kinder können nicht in den Kindergarten, nicht in die Schule und auch der Zoobesuch am Wochenende muss ausfallen. Gerne würden wir wieder zum Frisör gehen, einen Saunatag genießen, ein verlängertes Wochenende am Meer verbringen oder einfach nur nett Essen gehen mit der Familie oder Freunden. Vieles können oder dürfen wir zur Zeit nicht, auf das ein oder andere verzichten wir aber trotz allem mit Bedacht. Hierzu gehören vor allem die sozialen Kontakte, da wir uns nicht mit Corona infizieren möchten, niemanden aus der Familie anstecken möchten, gerade nicht Menschen mit möglichen Vorerkrankungen oder einem erhöhten Risiko.
Aber warum sehnen wir uns alle wieder nach Treffen mit Freunden, Feiern, Urlaub oder Ausflügen? Weil wir durch Verzicht auf all diese Dinge Prioritäten anders setzen mussten, uns neu orientieren mussten.
Die Weite im Verzicht!
Dann haben wir uns gefragt:
Was zählt wirklich für ein Leben in Fülle?
Nicht nur für uns selbst, sondern für alle, die der Weltgemeinschaft angehören.
Und uns wurde bewusst:
Unser Standpunkt ist nicht begrenzt, wir haben Bewegungsfreiheit.
Wir sind unbegrenzt frei - dürfen in alle Richtungen gehen, in alle Richtungen denken.
Wir haben die Chance, die Weite im Verzicht zu erkennen: die „normalen“ Dinge des Lebens wie Familie,
Freundschaften und persönliche Freiheit mehr wertzuschätzen, nicht als selbstverständlich hinzunehmen und in manchen Punkten bescheidener zu werden.
Ein weiter Raum eröffnet sich uns, der uns hinausführt aus eingeschränkten Lebensmöglichkeiten. Sorgen und Leid, Krankheit und Trauer, Isolation und auferlegter Verzicht spielen keine Rolle mehr, unsere Ängste sind vergessen, wenn wir die Weite annehmen, die Gott uns eröffnet.
So haben wir Grund zum Jubeln, wir freuen uns über die Güte Gottes.
Für den Liturgieausschuss
Yvonne Krüskemper und Annemarie Lütke Uhlenbrock