AUS DER TAGESLESUNG
Als sie gegessen hatten, sagte Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Lämmer! Zum zweiten Mal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe!
Zum dritten Mal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Da wurde Petrus traurig, weil Jesus ihn zum dritten Mal gefragt hatte: Hast du mich lieb? Er gab ihm zu Antwort: Herr, du weißt alles; du weißt, dass ich dich lieb habe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe!
Joh 21,15-17
IMPULS
von Pfarrer Christian Hartl
Das schöne deutsche Wort „Verantwortung“ beinhaltet das „Antwort-Geben“. Petrus gibt Jesus dreimal Antwort auf dessen tiefsinnige und fast gleichlautende Frage. Aber er weiß, dass er Tage zuvor seiner Verantwortung nicht gerecht geworden ist. Dreimal hat er seinen Meister und Freund verleugnet, hat, als er gefragt wurde, geantwortet, er kenne Jesus nicht. Jetzt wird er, wie bei einer einfühlsamen Therapie, dreimal von Jesus gefragt, ob er ihn liebhabe. Er sucht nach einer passenden Antwort.
Wenn man den griechischen Urtext liest, dann fällt auf, dass Jesus zweimal fragt: „Liebst du mich“. Petrus antwortet bescheiden: „Du weißt, dass ich dir Freund bin.“ Beim dritten Mal greift Jesus die Formulierung des Petrus auf. Er fragt: „Bist du mir Freund?“. Nun kann Petrus auf Augenhöhe antworten: „Du weißt alles. Du weißt, dass ich dir Freund bin“. Antworten und Verantwortung annehmen, das hat ganz offensichtlich mit gegenseitigem Verständnis zu tun.
Auch gegenüber der Schöpfung haben wir eine Verantwortung. Vielleicht verstehen wir sie besser, wenn uns zunächst nahe kommt, wie sehr uns unsere wunderbare Schöpfung die Liebe Gottes offenbart. In in seiner Enzyklika Laudato si’
formuliert Papst Franziskus sehr anrührend: „Das ganze materielle Universum ist ein Ausdruck der Liebe Gottes, seiner grenzenlosen Zärtlichkeit uns gegenüber. Der Erdboden, das Wasser, die Berge – alles ist eine Liebkosung Gottes“ (LS 84). Das ist ein wunderschönes Bild: Gott liebkost uns durch die Schöpfung! Dieses Bild kann uns zu großer Achtsamkeit befähigen.
Papst Franziskus schreibt dann weiter: „Die Geschichte der eigenen Freundschaft mit Gott entwickelt sich immer in einem geographischen Raum, der sich in ein ganz persönliches Zeichen verwandelt“ (LS 84). Die Orte, an denen ich in der Vergangenheit gelebt habe und jetzt lebe, können mir Gottes Nähe vermitteln. Mir wird bewusst, wie lange die Freundschaft mit ihm bereits währt. „An Ort und Stelle“ kann ich auf die mir geschenkte Liebe antworten.
FRAGEN ZUM NACHDENKEN - Wo und wann habe ich mich von der Schöpfung beschenkt oder gar „liebkost“ gefühlt?
- Wie und wo kann ich meine Verantwortung für die Schöpfung intensivieren?
GEBET
Gott des Universums:
Die Erde, das Wasser,
die Luft und das Licht,
alles, was uns trägt und umgibt,
ist Geschenk aus deiner Hand.
Hilf uns, die rechte Antwort zu finden
auf dieses wunderbare Beschenkt-Sein.
Amen.