Das Wort
„Rat“
kommt in mehreren Worten vor: Haus
rat, Ge
rät, Vor
rat, Un
rat
und auch Hei
rat.
Rat ist etwas, was in alter Zeit vom Familienoberhaupt zum Unterhalt der Familie sowie weiteren Personen, die zum Haushalt gehörten, zu besorgen war. Es waren Mittel zum Leben – Lebensmittel. Rat hat darum mit Fürsorge zu tun.
Das Wort „Heirat“ bedeutet eigentlich „Hausbesorgung“.
„Jemanden mit Rat und Tat zur Seite stehen“ heißt, jemanden Schutz geben.
Das Wort „Rat“ kommt auch im Wort „Beratung“ vor. Dazu versammelte man sich in Kreisform. Ein Ratschlag (Rad schlagen) hat mit dem Kreis zu tun, in dem man sich berät.
Wenn guter Rat teuer ist, dann ist nicht zuerst vom Geld die Rede. „Teuer“ hat mehr die Bedeutung von kostbar. Ein guter Rat hat einen hohen Wert und ist schwer erhältlich.
Für einen fachmännischen Rat geben heute Menschen viel Geld aus. Und so manche, die solch einen Rat geben können, lassen sich das auch gerne und gut bezahlen. Nicht zuletzt lebt der Zeitschriftenhandel und das Internet von Ratgebern.
Mir gefällt die alte Bedeutung, dass das Wort „Rat“ mit Fürsorge und besorgen von Lebensmitteln zu tun hat. Ein mir anvertrauter Mensch wird dadurch Schutz gegeben. Er ist gut und sicher aufgehoben. Wenn ich also jemanden einen Rat gebe, dann geht es um das Wohlergehen des anderen und nicht um mich. Ratschläge können auch Schläge sein, heißt es im Volksmund. Und: gut gemeint ist nicht immer gut. Der Geist des Rates ist davon geprägt, das Wohl des anderen zu suchen.
Der Geist des Rates ist frei von eigenen Absichten. Die Geist-Gabe hilft uns, das für den anderen zu sein, was er braucht: da sein. Dazu paßt der Psalm 16:
»Ich preise den Herrn, der mich beraten hat. / Auch mahnt mich mein Herz in der Nacht. Ich habe den Herrn beständig vor Augen. / Er steht mir zur Rechten, ich wanke nicht«
(V. 7-8).
Manchmal bedarf es nicht der vielen Worte. Manchmal ist es hilfreicher, einfach nur zuzuhören. Und wenn man etwas rät, dann entscheidet der andere, ob es ihm hilft.
„Wir sollten niemandem unseren Rat aufdrängen, wenn wir nicht gefragt sind, aber wir sollten so leben, dass wir gefragt werden“, sagt der Theologe Ulrich Lüken.
Die Geist-Gabe des Rates ermutigt uns, einander Rat zu geben und voneinander Rat anzunehmen. Keiner von uns weiß alles und keiner von uns weiß nichts. Jeder von uns ist beratungsbedürftig, beratungswürdig und beratungsfähig.
Der Geist des Rates gehört unbedingt zum Hausrat. Wir können ihn nicht kaufen, aber darum bitten.
So wünsche ich Ihnen und Euch weiterhin eine gute Vorbereitung auf das Pfingstfest und einen schönen Dienstag!
Ihr Pastor Ferdinand Hempelmann
Gebet:Herr, sende aus deinen Geist,
und das Angesicht der Erde wird neu.
Sende aus deinen Geist, damit er uns,
wo wir mutlos sind, ermutige;
wo wir trostlos sind, tröste;
wo wir ratlos sind, berate;
wo wir ziellos sind, anziehe;
wo wir haltlos sind, halte;
wo wir gedankenlos sind, nachdenklich stimme;
wo wir geistlos sind, begeistere für dich und dein Reich.
Herr sende aus deinen Geist, damit wir durch ihn
hellhörig, weitsichtig, feinfühlig, großherzig
und tatkräftig werden für dich und
für den Menschen, der uns braucht.
Herr, sende aus deinen Geist,
und das Angesicht der Erde wird neu.
(Ulrich Lüken)