Heute ist der Gedenktag der Heiligen Scholastika.
Sie war die Schwester des Mönchsvaters Benedikt, dem Begründer des Benediktinerordens.
Sie wurde um 480 in Nursia, einen kleinen Städchen in Umbrien/Italien geboren. In jugendlicher Begeisterung teilte sie die Sehnsucht ihres Bruders, als Mönch zu leben. So lebte sie zuerst in einem Frauenkloster bei Subiaco, ganz in der Nähe ihres Bruders. Als dieser dann das Stammkloster seines Ordens auf dem Monte Cassino gründete, bat sie ihn, ihm folgen zu dürfen. Am Fuße des Berges wurde ein Kloster errichtet, dem Scholastika als Äbtissin vorstand.
Benedikt heißt übersetzt der Gesegnete. Papst Gregor der Große hat eine Lebensbeschreibung über ihn verfasst, in der auch seine Schwester vorkommt.
Sein Name fasst zusammen, was jedem Menschen von Gott her gilt: jeder Mensch ist gut, und jeder Mensch soll das Gute sagen und tun.
Papst Gregor beschreibt, wie Benedikt am Ende seines Lebens eine besondere Vision hat. Er sieht die ganze Welt zusammengefasst in einem winzigen Sonnenstrahl. Ihm steht vor Augen, was ein poetisches Wort ausdrückt: Unsere Welt ist eine leuchtende Perle!
Und ein zweites wird ihm als gereifter Mensch deutlich: Gott ist immer schon da und erfüllt alles!
Zu dieser Erkenntnis ist er gelangt, weil er stets ein Hörender war. Dieses Wort steht auch im Anfang seiner Regel für die Mönchsgemeinschaft. Zur inneren Reife gelangt nur, wer ein Hörender ist.
Ein Hörender ist immer ein Gemeinschaftsmensch. Benedikt ist das wichtig geworden im Laufe seines Lebens. Auch als Mönch braucht es neben der Liebe zur Einsamkeit und Stille auch die Gemeinschaft. Der Mensch muss das Bei-sich-sein einüben und das Bei-anderen-sein. Es braucht die Rückgezogenheit, um in die Stille des eigenen Seins eindringen zu können und eine lebendige Verbundenheit mit Freunden und Menschen des Alltags.
Davon handelt eindrucksvoll die letzte Begegnung zwischen den Geschwistern Benedikt und Scholastika.
Benedikt besuchte immer wieder gern seine Schwester, so auch an einem Tag, den Papst Gregor in seiner Vita beschreibt. Als für ihn die Zeit des Aufbruchs nahte, um entsprechend der Regel rechtzeitig wieder in seinem Kloster zu sein, bittet Scholastika ihren Bruder zu bleiben.
Benedikt gerät in einen inneren Konflikt, da seine Ordensregel es nicht vorsah, über Nacht außerhalb des Klosters zu sein.
Auf seine Absage hin sagte Scholastika kein Wort, sondern verschränkte die Hände ineinander und betete innigst zu Gott. Als sie das Gebet beendet hatte, heulte draußen ein Sturm los und ein heftiges Gewitter zog auf. Wolkenbruchartig rauschte der Regen nieder, obwohl vorher der Himmel wolkenlos war.
Benedikt konnte mit seinen Begleitern nicht zurückkehren.
Er hatte genau bemerkt, was geschehen war und sprach klagend zu seiner Schwester:
„Der allmächtige Gott vergebe dir, Schwester! Was hast du da getan?“
Sie jedoch erwiderte seelenruhig und zufrieden: „Sieh ich habe dich gebeten, und du hast mich nicht erhört; da habe ich meinen Herrn gebeten und er hat mich erhört.“
Und beinahe verschmitzt fügte sie hinzu: „Geh nur, wenn du kannst! Verlass mich und kehre zum Kloster zurück!“
Als Benedikt drei Tage später in seiner Zelle am Fenster stand und seine Augen zum Himmel erhob, sah er die Seele seiner Schwester in Gestalt einer Taube zur himmlischen Vollendung aufsteigen.
So wusste er, dass sie gestorben war. Er war darüber aber nicht traurig, im Gegenteil, er freute sich und dankte Gott mit Hymnen und Lobliedern.
Daraufhin schickte er Brüder hinunter und ließ ihren Leichnam auf den Berg hinaufbringen. Benedikt hatte schon zuvor für sich eine Grabstätte bereiten lassen. Nun legte er ihren Leib in das für ihn bestimmte Grab.
Papst Gregor sagt dazu:
„So traf es sich: Selbst das Grab konnte ihre Leiber nicht trennen, war doch ihr Geist immer in Gott eins gewesen.“Benedikt und Scholastika - die beiden Geschwister - stehen für ein Klima der Einheit sowohl mit Gott wie mit seinen Mitmenschen, ja mit der ganzen Schöpfung.
Darum ist Freundschaft / Gemeinschaft so wichtig, denn der Mensch lernt erst von anderen, wer er selber ist.
Scholastika heißt übersetzt die Lehrende. Sie lehrt uns, dem Hören zu folgen – d.h. gehorsam zu sein.