Liebe Gemeindemitglieder,
am heutigen Ostermontag frage ich mich, wie Sie die Karwoche empfunden und den Ostersonntag begangen haben. Ich frage mich, wie es Ihnen / Dir wohl geht?
Auf jeden Fall wünsche ich Ihnen und Euch weiterhin frohe und gesegnete Ostern!
Wir sind in der Osteroktav. Jeder Tag ist acht Tage lang wie der erste Ostersonntag.
Am Ostermontag wird die Emmausgeschichte aus dem Lukasevangelium gelesen. Zwei Jünger sind auf dem Weg nach Emmaus, das 60 Stadien von Jerusalem entfernt liegt. Sie reden über alles, was sich ereignet hat. Sie sind voll davon und wissen wahrscheinlich nicht, wie es für sie weitergehen soll.
Da kommt ein Fremder hinzu.
Das Ölgemälde von Janet Brook-Gerloff gibt das sehr gut wieder.
Die beiden Jünger tragen jeweils ein dunkles Gewand. Vielleicht eine Andeutung an ihre Trauergedanken. Ein Hinweis auf die Sorgen, Schmerzen und Leiden der Menschen.
Neben den beiden geht der Unbekannte. Er ist durchsichtig und wirkt schwerelos.
Es ist Bewegung im Bild. Sie gehen nach vorne. Die beiden Jünger schreiten auf der linken Bildhälfte voran. Der Unbekannte begleitet sie etwa in der Bildmitte. Er wird zum Mittelpunkt des Gespräches, zum „Dreh- und Angelpunkt“.
Der Jünger, der links außen geht, wendet sich dem Unbekannten zu. Der andere Jünger legt sanft seine rechte Hand auf die Schulter des Fremden.
Es scheint, sie haben eine Orientierung gefunden, auch wenn sie den Weg noch nicht wissen, denn das Bild gibt keinen Weg vor. Aber die drei scheinen im Gehen eine vertraute Gemeinschaft geworden zu sein.
Gestern wurde mir ein kleiner Text vom Theologen Karl Rahner zugeschickt. Der lautet so:
„Er ist bei uns wie das Licht des Tages und die Luft, die wir nicht beachten. Er ist da als die dieser Welt innerste Struktur, die noch triumphiert, wenn alle Ordnungen der Welt sich aufzulösen scheinen. Es hat schon wirklich begonnen, gut zu werden.“
Das Bild zeigt, „es hat schon wirklich begonnen, gut zu werden.“
Er ist bei den Jüngern, d.h. bei uns – so die Botschaft des Lukasevangliums – wie das Licht des Tages und die Luft, die wir für selbstverständlich halten.
Auf dem Bild ist er noch der Unbekannte, bis er sich den Jüngern zu erkennen gibt, als er mit ihnen das Brot bricht. Aber auch ohne, dass die Jünger ihn erkennen, ist er auf dem Bild durch das Gespräch (beten) derjenige, der in der Mitte (des Bildes) geht. Er ist die innerste Struktur, die alles zusammenhält.
Reden wir also von der Botschaft Jesu. Erzählen wir uns von dem, was er alles getan hat und was wir mit ihm schon erlebt haben. Tun wir es wie die Emmausjünger. Dann können wir spüren:
Es hat schon wirklich begonnen, gut zu werden.
Gebet:
Herr Jesus Christus, bleibe bei uns
als da Licht in unserer Finsternis
als die Macht in unserer Ohnmacht
als das Leben in unserem Tod
als der Trost in unserem Leid
als die Kraft in unseren Versuchungen
als das Erbarmen in unserer Friedlosigkeit
als die Hoffnung in unserem Sterben
als das Leben unseres Lebens.
(Margret Schäfer-Krebs – Gotteslob 5,5)
Ich wünsche Ihnen und Euch einen frohen Ostermontag!
Ihr Pastor Ferdinand Hempelmann
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas (24,23-34):
Am ersten Tag der Woche
waren zwei von den Jüngern Jesu
auf dem Weg in ein Dorf namens Emmaus,
das sechzig Stadien von Jerusalem entfernt ist.
Sie sprachen miteinander über all das, was sich ereignet hatte.
Und es geschah:
Während sie redeten und ihre Gedanken austauschten,
kam Jesus selbst hinzu und ging mit ihnen.
Doch ihre Augen waren gehalten,
sodass sie ihn nicht erkannten.
Er fragte sie: Was sind das für Dinge,
über die ihr auf eurem Weg miteinander redet?
Da blieben sie traurig stehen
und der eine von ihnen – er hieß Kléopas – antwortete ihm:
Bist du so fremd in Jerusalem,
dass du als Einziger nicht weißt,
was in diesen Tagen dort geschehen ist?
Er fragte sie: Was denn?
Sie antworteten ihm: Das mit Jesus aus Nazaret.
Er war ein Prophet,
mächtig in Tat und Wort vor Gott und dem ganzen Volk.
Doch unsere Hohepriester und Führer
haben ihn zum Tod verurteilen und ans Kreuz schlagen lassen.
Wir aber hatten gehofft,
dass er der sei, der Israel erlösen werde.
Und dazu ist heute schon der dritte Tag,
seitdem das alles geschehen ist.
Doch auch einige Frauen aus unserem Kreis
haben uns in große Aufregung versetzt.
Sie waren in der Frühe beim Grab,
fanden aber seinen Leichnam nicht.
Als sie zurückkamen,
erzählten sie, es seien ihnen Engel erschienen
und hätten gesagt, er lebe.
Einige von uns gingen dann zum Grab
und fanden alles so, wie die Frauen gesagt hatten;
ihn selbst aber sahen sie nicht.
Da sagte er zu ihnen: Ihr Unverständigen,
deren Herz zu träge ist,
um alles zu glauben, was die Propheten gesagt haben.
Musste nicht der Christus das erleiden
und so in seine Herrlichkeit gelangen?
Und er legte ihnen dar,
ausgehend von Mose und allen Propheten,
was in der gesamten Schrift über ihn geschrieben steht.
So erreichten sie das Dorf, zu dem sie unterwegs waren.
Jesus tat, als wolle er weitergehen,
aber sie drängten ihn
und sagten: Bleibe bei uns;
denn es wird Abend,
der Tag hat sich schon geneigt!
Da ging er mit hinein, um bei ihnen zu bleiben.
Und es geschah:
Als er mit ihnen bei Tisch war,
nahm er das Brot,
sprach den Lobpreis,
brach es und gab es ihnen.
Da wurden ihre Augen aufgetan
und sie erkannten ihn;
und er entschwand ihren Blicken.
Und sie sagten zueinander:
Brannte nicht unser Herz in uns,
als er unterwegs mit uns redete
und uns den Sinn der Schriften eröffnete?
Noch in derselben Stunde brachen sie auf
und kehrten nach Jerusalem zurück
und sie fanden die Elf und die mit ihnen versammelt waren.
Diese sagten:
Der Herr ist wirklich auferstanden
und ist dem Simon erschienen.
Da erzählten auch sie,
was sie unterwegs erlebt
und wie sie ihn erkannt hatten,
als er das Brot brach.