Liebe Gemeindemitglieder,
heute ist der Gedenktag des heiligen Sebastian.
Die Pfeile haben ihn nicht umgebracht. Der römische Kaiser Diocletian hat den Auftrag gegeben, ihn an einen Baum zu fesseln und durch Bogenschützen töten zu lassen. Sebastian war Hauptmann am römischen Hof und verheimlichte seinen Glauben. Die Sache flog auf. Das kostete ihm das Leben. Aber nicht sofort. In der Annahme, er sei tot, ließ man ihn zurück. Eine Witwe namens Irene nahm ihn zu sich und versorgte seine Wunden. Wieder bei Kräften machte Sebastian dem Kaiser schwere Vorwürfe und versuchte ihn von der Sinnlosigkeit der Christenverfolgung zu überzeugen. Jedoch ohne Erfolg. Unter Diocletian flammte die Christenverfolgung Ende des dritten Jahrhunderts wieder auf. Sebastian wurde zu Tode gepeitscht. Sein Leichnam wurde in den Abwasserkanal geworfen. Christen bargen ihn und haben ihn in einer Katakombe an der Via Appia begraben. Schon im vierten Jahrhundert wurde an dieser Stelle eine Basilika gebaut, die heute unter dem Namen
San Sebastiano fuori le mura
zu den sieben Hauptkirchen der Stadt Rom gehört.
Weil Sebastian die erste Hinrichtung überlebte, wurde er zum Fürsprecher in bedrohlicher Situation. Da besonders die Pest wahllos Menschen dahinraffte, wie wenn Pfeile aus dem Hinterhalt geschossen wurden, hat man sich an das Martyrium des heiligen Sebastian erinnert und wie er die erste Hinrichtung durch Bogenschützen überlebte.
Die Verehrung verstärkte sich nach 680, als das Ende einer Pestepidemie in Rom ihm zugeschrieben wurde. Im Mittelalter hat man hat sogar sogenannte Sebastianspfeile entworfen, die man mit sich trug, um die tödliche Gefahr einer Pest abzuwehren.
Liebe Gemeindemitglieder,
wir erfahren nicht die Pest, aber eine Pandemie. Wir versuchen mit vereinten Kräften, der bedrohlichen Lage etwas entgegen zu setzen.
Die „Sebastianspfeile“ sind momentan die Nadeln der Impfspritzen.
Die Impfung wird hoffentlich ihre Wirkung entfalten.
Wir brauchen aber noch mehr als nur Impfspritzen. Was hilft, dass Zweifel und Depressionen nicht größer werden?
Heute werde ich in Buldern unser Gemeindemitglied Bernhard Kruncke beerdigen. Von ihm sagen seine Angehörigen, er sei nie ohne Ehering und Rosenkranz aus dem Haus gegangen. Auch gab es keinen Tag ohne Gebet.
In der Kirche kennen wir das Stundengebet. Ordensleute und Weltpriester beten es zu bestimmten Zeiten. Es teilt den Tag ein und regelt das Leben entsprechend dem Kirchenjahr. Besonders die Psalmen, von denen jeden Tag im Stundengebet einige gesprochen werden, sind ein Sprachrohr der Seele. Sie geben der Klage, den Ängsten, der Hoffnung und der Freude eine Stimme. Wenn ich selbst keine Worte mehr finde, sie leihen sie mir.
Und das tut gut. Das Gebet hilft mir, mein Gegenüber wahrzunehmen: Gott, der mit uns ist.
Das Gebet ist wie ein
Sebastianspfeil. Es stärkt meine Abwehrkräfte.
Und die wünsche ich Ihnen und Euch von ganzem Herzen!
GebetDu bist der Arzt, wenn ich eine Wunde heilen will.
Du bist die Quelle, wenn ich vom Fieber ausgebrannt bin.
Du bist die Gerechtigkeit, wenn ich von der Ungerechtigkeit unterdrückt werde.
Du bist die Kraft, wenn ich Hilfe brauche.
Du bist das Leben, wenn ich den Tod fürchte.
Du bist der Weg, wenn ich den Himmel ersehne.
Du bist das Licht, wenn ich in der Finsternis bin.
Kostet und seht, wie gut der Herr ist.
Selig, der Mensch, der auf Dich hofft.
Ambrosius von Mailand
Ich wünsche Euch und Ihnen einen frohen Tag!
Ihr Pastor Ferdinand Hempelmann