4. Sonntag in der Fastenzeit 2020
Liebe Gemeindemitglieder,
heute sagte mir ein Gemeindemitglied (50 Jahre) am Telefon, dass es ihm fehlen würde, den Gottesdienst besuchen zu können. Er würde das nicht regelmäßig tun, aber wenn er bisher den Wunsch hatte, war das immer möglich.
Ich möchte Sie und Euch einladen, sich am heutigen Sonntag zusammenzusetzen und einen kleinen Hausgottesdienst zu feiern, egal ob man zu zweit oder z.B. zu fünft ist. Wer allein ist, möge sich durch diesen kleinen Gottesdienst mit allen verbunden fühlen, die mitbeten.
Der Küchentisch bietet sich sehr gut an, weil es auch der Ort ist, an dem gemeinsam gegessen wird.
„Helft mir, klar zu sehen!“Mit diesem Wort des Bischofs Oscar A. Romero habe ich den Hausgottesdienst überschrieben.
Bleiben wir im Gebet miteinander verbunden! Schön, dass viele abends das Glockengeläut bewusst wahrnehmen und sogar eine Kerze anzünden!
Ich werde weiterhin Gebetsanliegen (für Verstorbene oder persönliche Anliegen) mit in die tägliche Eucharistiefeier nehmen, die ich morgens zwischen 8 und 9 Uhr in der Kirche feiere. Einfach mir zuschicken.
Ich wünsche allen einen gesegneten Sonntag!Ihr/Euer Pastor Ferdinand Hempelmann
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„Helft mir, klar zu sehen!“
Oskar A. Romero
Eröffnung:Eine Kerze wird entzündet und das Kreuzzeichen gesprochen:
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Lied: Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.
Gebet:Herr Jesus Christus,
wie das Licht der Kerze hier auf dem Tisch
so erleuchtest du unser Leben und die ganze Welt.
Durch dich haben wir die Gewissheit,
in dieser außergewöhnlichen Zeit nicht alleine zu sein.
In deinem Geist sind wir untereinander verbunden.
Wir sind verbunden mit allen Menschen,
die heute dein Wort hören und zu dir beten.
Wir sind verbunden mit unseren Verwandten und Freunden,
mit unseren Bekannten und mit unseren Nachbarn.
Im Glauben vertrauen wir darauf,
dass du allen nahe bist, die bedürftig sind.
So wollen wir dich loben und dir danken –
heute und in alle Ewigkeit.
Amen.
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes (9,1.6-9.13-17.34-38)
In jener Zeit
sah Jesus einen Mann, der seit seiner Geburt blind war.
Jesus spuckte auf die Erde; dann machte er mit dem Speichel einen Teig, strich ihn dem Blinden auf die Augen
und sagte zu ihm: Geh und wasch dich in dem Teich Schiloach! Schiloach heißt übersetzt: Der Gesandte. Der Mann ging fort und wusch sich. Und als er zurückkam, konnte er sehen.
Die Nachbarn und andere, die ihn früher als Bettler gesehen hatten, sagten: Ist das nicht der Mann, der dasaß und bettelte?
Einige sagten: Er ist es. Andere meinten: Nein, er sieht ihm nur ähnlich. Er selbst aber sagte: Ich bin es.
Da brachten sie den Mann, der blind gewesen war, zu den Pharisäern.
Es war aber Sabbat an dem Tag, als Jesus den Teig gemacht und ihm die Augen geöffnet hatte.
Auch die Pharisäer fragten ihn, wie er sehend geworden sei. Der Mann antwortete ihnen: Er legte mir einen Teig auf die Augen; dann wusch ich mich, und jetzt kann ich sehen.
Einige der Pharisäer meinten: Dieser Mensch kann nicht von Gott sein, weil er den Sabbat nicht hält. Andere aber sagten: Wie kann ein Sünder solche Zeichen tun? So entstand eine Spaltung unter ihnen.
Da fragten sie den Blinden noch einmal: Was sagst du selbst über ihn? Er hat doch deine Augen geöffnet. Der Mann antwortete: Er ist ein Prophet.
Sie entgegneten ihm: Du bist ganz und gar in Sünden geboren, und du willst uns belehren? Und sie stießen ihn hinaus.
Jesus hörte, dass sie ihn hinausgestoßen hatten, und als er ihn traf, sagte er zu ihm: Glaubst du an den Menschensohn?
Der Mann antwortete: Wer ist das, Herr? Sag es mir, damit ich an ihn glaube.
Jesus sagte zu ihm: Du siehst ihn vor dir; er, der mit dir redet, ist es.
Er aber sagte: Ich glaube, Herr! Und er warf sich vor ihm nieder.
Ein Moment StilleImpuls:Was auf diesem Bild zu sehen ist, geht aktuell natürlich gar nicht!! Erst recht nicht das, was im Evangelium erzählt wird, dass Jesus auf die Erde spukt, einen Teig macht und diesen dann auf die Augen des Blinden streicht. Krasser kann man gar nicht die Hygienevorschriften missachten!
Auch wenn das Evangelium nicht unter dem Eindruck der aktuellen Pandemie geschrieben wurde, so wundert mich doch die Direktheit, mit der Jesus auf den Blinden zugeht. Der hat gar nicht um eine Heilung gebeten. Da er blind geboren wurde, kennt er keinen anderen Zustand.
Jesus geht einfach auf ihn zu und dann noch in der Form, dass er ihm einen Speichelbrei auf die Augen schmiert. Dann befiehlt er ihm, zum Teich Schiloach zu gehen, um sich dort zu waschen. Das war der einzige Teich in Jerusalem mit Quellwasser und das bedeutete, der Blinde muss durch die Stadt.
Interessant ist, dass der Blinde das (mit)macht. Er stellt keine Fragen, er wehrt sich nicht, er geht einfach. Er vertraut total den Worten Jesu. Er geht blinden Gehorsams. Blindes Vertrauen nennt man das wohl.
Auf diesem Weg kommt er zum Sehen.Von uns wird zurzeit auch abverlangt, dass wir blind vertrauen. Das ist eine Herausforderung! Wir vertrauen, dass die Einschränkungen unseres Alltags die richtigen Maßnahmen sind. Wir vertrauen, auch wenn es für manche aus unterschiedlichen Gründen hart werden wird: die einen, weil sie allein sind, die anderen, weil sie Angst haben, dass ihr Unternehmen daran zerbricht.
Vielleicht gehen uns aber auch die Augen auf. Ist nicht schon von vielen Seiten zu hören, was Menschen plötzlich neu entdecken?
Keiner von uns wurde gefragt, ob wir diese Situation haben wollten. Sie kam auf uns zu und dann wurden wir losgeschickt (zu Hause zu bleiben), und keiner weiß momentan, wohin die Reise geht.
Vielleicht ist das Evangelium des heutigen Sonntags ja ein Fingerzeig Gottes, dass wir neu sehen lernen.
„Helft mir, klar zu sehen!“ bat der Bischof von El Salvador Oscar Romero.
Bevor er Bischof wurde galt er als weltfremder konservativer Kirchenmann. Aber in kürzester Zeit wurde er zum schärfsten Kritiker der Menschenrechtsverletzungen in seinem Land. Gerade, weil er persönlich einen Wandel mitgemacht hat, sagte er zu seinen Weggefährten:
„Helft mir, klar zu sehen“.
Er stellte sich öffentlich an die Seite der Armen und Ausgebeuteten und prangerte in Rundfunkansprachen die Gräueltaten des Regimes an. Am 24. März 1980 – vor 40 Jahren – wurde er bei einem Abendgottesdienst in einer Klinikkapelle auf Befehl des Geheimdienstes erschossen.
2018 wurde er heilig gesprochen.
„Helft mir, klar zu sehen“
ist eine gute Bitte in diesen Tagen.
Wir müssen auf vieles verzichten und manche bangen um ihre Existenz. Und dennoch lernen wir, neu zu sehen… Was für eine Chance!
Oder sollten wir einfach darauf warten, dass unser Leben ab dem Zeitpunkt X so weiter geht, wie es vor ein paar Tagen aufgehört hat?
Viele andere Fragen zum Evangelium sind noch nicht beantwortet, vor allem die Frage, wieso Jesus Speichel verwendet. Aber damit sollten wir uns in diesen Tagen eh nicht beschäftigen!
Es genügt der Impuls, dass wir mehr sehen werden! Und das kann unser Leben nur bereichern!
Mit Kindern kann man darüber sprechen, wie, sie die Zeit jetzt empfinden. Was sehen sie? Was nehmen sie wahr? Was entdecken sie und die Familie gemeinsam?
Alle antworten:
Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen.
Psalm 23
Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen.
Er lässt mich lagern auf grünen Auen
Und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.
Alle: Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen.Er stillt mein Verlangen;
Er leitet mich auf rechten Pfaden, treu seinem Namen.
Alle: Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen.Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht,
ich fürchte kein Unheil;
denn du bist bei mir,
dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht.
Alle: Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen.Du deckst mir den Tisch
Vor den Augen meiner Feinde.
Du salbst mein Haupt mit Öl
Du füllst mir reichlich den Becher.
Alle: Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen.Lauter Güte und Huld
Werden mir folgen mein Leben lang,
und im Haus des Herrn
darf ich wohnen für lange Zeit.
Alle: Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen.Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit. Amen.
Fürbitten:Wir schauen auf unsere Welt, die von der Corona Pandemie heimgesucht wird. So lasst uns beten zu Jesus Christus:
Für die Menschen, die durch den Virus erkrankt sind, für alle Kranken und Sterbenden.
Gott unser Vater. Wir bitten dich, erhöre uns.
Für die Menschen, die jetzt in Angst Leben, Angst vor der Krankheit, Angst um ihre Existenz.
Gott unser Vater. Wir bitten dich, erhöre uns.
Für alle Kinder und Jugendlichen, dass sie innerlich die Ruhe bewahren und Geduld zeigen können und die Lust am Spielen, Lesen, Lernen nicht verlieren.
Gott unser Vater. Wir bitten dich, erhöre uns.
Für uns alle, dass wir füreinander beten, uns gegenseitig beistehen und trösten aus der Kraft des Glaubens.
Gott unser Vater. Wir bitten dich, erhöre uns.
Für Ärzte, Krankenschwestern und Krankenpfleger, die den Kranken beistehen. Für alle Rettungskräfte, die rund um die Uhr für uns da sind.
Gott unser Vater. Wir bitten dich, erhöre uns.
Für unsere Verstorbenen. Für die, die uns nahe standen und die jetzt bei dir sind.
Gott unser Vater. Wir bitten dich, erhöre uns.
Denn du, guter Gott, hast uns in Jesus Christus den Weg zum wahren Leben gezeigt. Dafür danken wir dir und loben dich. Lass uns Kinder des Lichtes sein.
Heute und alle Tage unseres Lebens. - Amen.
Gemeinsam beten wir das „Vater unser“
Gebet:Öffne meine Augen, Gott,
deine Herrlichkeit in der Vielfalt
von Pflanzen und Blumen zu sehen.
Öffne meine Ohren, Gott,
deine Stimme im Vogelgesang
und im Rauschen der Blätter zu hören.
Öffne mein Herz, Gott,
deine Liebe in der Fülle
von Früchten und Samen zu erahnen.
Öffne meine Hände, Gott,
deine Schöpfung
zu pflegen und zu bewahren.
Öffne mein Leben, Gott,
und mach mich fähig,
dich in allem zu erkennen.
Andrea Rehn-Laryea
Vielleicht möchte man ein Lied anstimmen…Segen:Gott sei unser Halt,
wenn wir den Boden unter den Füßen verlieren.
Er sei die Hand, die uns aufhilft,
wenn wir niedergeschlagen sind.
Er sei das Wort, das uns Mut macht,
wenn wir nicht mehr weiterwissen.
Und so begleite uns der Gott,
der uns zu einem nicht endenden Leben in Fülle führen will:
Der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
(Alle machen das Kreuzzeichen) Ich wünsche allen einen frohen Sonntag!
Ihr/Euer Pastor Ferdinand Hempelmann