Der niederländische Psychiater Eddy de Wind hat in „Ich blieb in Auschwitz“ seine Erinnerungen an das deutsche Vernichtungslager niedergeschrieben. Vor über einem 1 Jahr ist es auch auf Deutsch erschienen. Darin beschreibt er wie in einem Protokoll die Ankunft in Auschwitz:
„Es hätte eine Mustersiedlung sein können, ein Lager mit Tausenden von Arbeitern, die ein großes, nützliches Werk verrichten. Über dem Tor, in schmiedeeisernen Buchstaben, das Motto des Konzentrationslagers. Eindrücklich, aber gefährlich: ‚ARBEIT MACHT FREI‘ – eine Suggestion, die beruhigend auf die unendlich vielen Menschen einwirken sollte, die hier herein gekommen waren. Hier und durch viele ähnliche Tore anderswo in Deutschland. Aber das war nur eine Illusion, denn dieses Tor war nichts anderes als das Höllentor, und statt ‚Arbeit macht frei‘ hätte dort stehen müssen: ‚Lasst, die ihr eintretet, alle Hoffnung fahren.‘“
Liebe Gemeindemitglieder:
der Holocaust-Gedenktag erinnert an die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar 1945. Vor 76 Jahren wurde Auschwitz von sowjetischen Truppen befreit. Dort waren etwa 1,1 Millionen Menschen von den Nationalsozialisten ermordet worden.
In einer Videobotschaft zum Gedenktag sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier:
"Wir müssen unsere Sinne wachhalten, Vorurteile und Verschwörungstheorien erkennen und ihnen mit Vernunft, Leidenschaft und Entschiedenheit entgegentreten. Ein jeder von uns ist aufgerufen, jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger vor Bedrohungen, Beleidigungen und Gewalt zu schützen - nicht in Zukunft, sondern hier und heute, in dem Land, in dem wir gemeinsam leben."
Ich wurde dort eingeladen, der „IRemember Wall“ beizutreten. Ich habe meinen Namen angegeben, der dann mit dem Namen eines Holocaust-Opfers verbunden wurde.
Und so steht dort nun:
„Die IRemember Wall ist eine einzigartige und sinnvolle Gelegenheit für Sie, an einer Online-Gedenkaktion zum Internationalen Holocaust-Gedenktag teilzunehmen.
Wenn Sie sich unserer IRemember-Wand anschließen, wird Ihr Name zufällig mit dem Namen eines Holocaust-Opfers aus unserer zentralen Datenbank der Namen der Shoah-Opfer abgeglichen und wird zusammen auf der Mauer erscheinen.
Sie können auch einen bestimmten Namen wählen, den Sie sich an die Wand erinnern und mit dem Sie sich an der Wand abfinden sollen, aus unserer zentralen Datenbank der Namen der Shoah-Opfer, die über 4,8 Millionen Namen von Holocaust-Opfern enthält.“
Mein Name ist heute in besonderer Weise mit Chantcie Khana Mankut verbunden.
"Auschwitz hat eine Vorgeschichte, nämlich den Antisemitismus und Rassismus, den Nationalismus und Faschismus. Diese Tendenzen gibt es auch jetzt wieder." Eine selektive Erinnerungskultur, ein „Unter den Tisch fegen wollen“ von unliebsamen Ereignissen der Geschichte, darf es nicht geben, sagt der Erzbischof von Bamberg, Ludwig Schick.
Gebet: „Gott, du bist die Zuflucht aller Verfolgten, Gedemütigten, Geschundenen und Gequälten. Wir bitten dich, dass alles Leid, was Menschen anderen Menschen jemals angetan haben, nicht versandet in unserer Vergesslichkeit. Schenke uns die Kraft, uns zu erinnern und uns erinnern zu lassen an die furchtbaren Opfermenschlicher Grausamkeit und Gewissenlosigkeit.
Barmherziger Gott, fassungslos bedenken wir, was im deutschen und christlichen Namen Schlimmes geschehen ist. Wehre allen Versuchen, sich der Verantwortung dafür zu entziehen. Befreie uns aus dem Leichtsinn, der die Vergangenheit nicht bedenkt und damit ungewollt Zukunft zerstört.
Gott, wir möchten es oft nicht sein, aber wir sind Erben unermesslicher früherer Verbrechen. Hilf uns, dass wir die Folgen der Sünden unserer Väter ernstnehmen. Wenn wir die Vielfalt und Grenzenlosigkeit des Leids bedenken, das Millionen jüdischer Frauen, Männer und Kinder zugefügt wurde, so bewahre uns vor der hochmütigen Meinung, wir seien dafür empfindlich genug.
Wir bitten dich um Vergebung aller Schuld, die uns aus der Vergangenheit belastet. Heile die Wunden, die noch immer da sind. Und hilf uns, wachsam zu sein und denen zu wehren, die auch heute immer wiederanfangen, Menschen wegen ihrer Religion oder Nationalität auszugrenzen und zu verfolgen.
Gott, wir danken dir, dass wir alles Leid vor dich bringen dürfen, erlitten von Menschen vieler Völker. Ohnmächtig zwar, doch mit geöffneten Händen für deine Gnade stehen wir vor dir. Schenke du Vergebung, Versöhnung, Kraft und Geist zur Erneuerung. Mehre die Erkenntnis deines Willens. Was auch der anderen Schuld sei, wir bringen die unserer Väter und die unsere vor dich und bitten um gnädige Bewahrung und Frieden. Amen.
Dekan Otmar Sperl
Ich wünsche Euch und Ihnen einen gesegneten Tag!
Ihr Pastor Ferdinand Hempelmann