Liebe Gemeindemitglieder,
gestern habe ich einen schönen Nachmittag und Abend mit meinen Eltern und deren drei Enkelkindern erlebt. Ich habe mit meinen Nichten und meinem Neffen gekocht und im Anschluss haben sie mir ein Spiel beigebracht, das den einfachen Namen „Esel“ trägt.
Mein Vater hat seit zwei/drei Jahren die Angewohnheit entwickelt, sich schnell vor den Fernseher zurück zu ziehen. Sein Enkel Philipp kennt diese Angewohnt sehr gut und stößt sich daran. Und so kam auch gestern prompt von ihm bei jeder größeren Regung, die mein Vater zeigte, die Ansage: „Opa, bliev sitten!“
Und als er zur Toilette wollte: „Opa, du kums tröge!“ (du kommst zurück).
Philipp ist das sehr wichtig, dass Opa da ist. Er sitzt gerne an seiner Seite, ärgert ihn, erzählt mit ihm oder hört ihm zu. Philipp ist in drei Wochen 17 Jahre, hat seine Freundeskreise und macht eine Lehre zum Landwirt. Aber mit Opa zusammen sein ist für ihn bleibend wichtig.
Dieses Rufen: „bleib hier!“ möchte ich auf Gott übertragen. Er sagt nichts anderes durch seinen Sohn Jesus. Sein „Projekt“ Menschwerdung hat die gleiche Bedeutung, den Menschen ins Leben zu rufen, dazubleiben und Ja zum Leben zusagen.
Es rührt mich an, wie ein junger Mensch einen alten Menschen ruft, weil es ihm wichtig ist, zusammen zu sein.
Es rührt mich an, wie Gott die Nähe des Menschen sucht, um zusammen zu sein. Das ist doch schon Erlösung, wenn man sich darauf einläßt.
Wir feiern die Weihnachtsoktav! Zeit genug, sich darauf einzulassen, wie Gott uns ruft: „Bliev hier!“
Gebet: Hier bin ich
"Gott, hier bin ich, aber meine Gedanken sind noch bei mir und bei diesem Tag. Hier bin ich, Gott. Und ich möchte so gerne ruhig werden, aber noch ist Unruhe in mir. Hier bin ich, Gott, und möchte gerne beten, aber ich finde keine Worte. Hier bin ich, Gott, und möchte auf dich hören, aber in mir ist so viel Lärm. Gott, hier bin ich mit meinem Leben, mit meinem Tag, mit der Unruhe in mir, mit meiner Sprachlosigkeit, mit dem Lärm in mir, der die Ohren taub macht. Du nimmst mich an, so wie ich bin. Hier bin ich, Gott."
Andrea Schwarz
Ich wünsche Ihnen und Euch einen frohen Weihnachtstag!
Ihr Pastor Ferdinand Hempelmann