aus untiefen
rufe ich
gott
nach mir
„Ich bin ein nach oben Offener“ sagte Kurti Marti über sich selbst. Der Schweizer evangelische Theologe und Lyriker wäre am 31. Januar 2021 hundert Jahre alt geworden. Er starb vor vier Jahren am 11. Februar.
Er war streitbar, aber auf die sanfte Art. Die Lyrik war sein Medium, sich der Sache mit Gott anzunähern. Mit der Lyrik schaffte er eine neue Perspektive. So entstand aus dem ersten Vers des 130. Psalms: „Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir“ dieses Rufen: „aus untiefen rufe ich gott nach mir“.
Es ist ein Suchen wie mit der Wünschelrute, wenn er diese Verse schreibt:
großer gott:
uns näher
als haut
oder halsschlagader
kleiner als herzmuskel
zwerchfell oft:
zu nahe
zu klein – wozu
dich suchen?
wir: deine verstecke
Den großen Gott stellt man sich anders vor, nicht so klein, so menschlich – oder? Wenn er nicht größer ist, warum ihn suchen? Warum das Versteckspiel in uns? Wir brauchen jemanden, der stark ist und uns führt, der uns nahe ist mit seiner Macht und nicht Ohnmacht. Aber vielleicht ist das genau der Knackpunkt, den ich gestern versucht habe anzusprechen: „Es rettet uns kein höh’res Wesen“. Gott rettet, weil er hilft, das Menschsein anzunehmen mit allem, was dazu gehört.
Heute ist das Fest „Maria Lichtmess“ oder „Darstellung des Herrn“.
Die Eltern von Jesus bringen der Tradition entsprechend ihren Sohn 40 Tage nach der Geburt zum Tempel in Jerusalem. Ein alter Mann namens Simeon, der sich im Tempel aufhält, erkennt in dem Kind Gott selbst. Für manche „zu nah, zu klein - wozu dich suchen?“ Simeon aber hat ein Leben lang Ausschau gehalten und durfte finden.
Kurt Martis Worte sind wie eine Wünschelrute. Sie helfen mir beim Ausschau halten, beim Suchen und Finden und wieder neuem Suchen und Finden … das hört nie auf. Aber ich gebe nicht auf.
Ich wünsche Ihnen und Euch die Kraft des Ausschauhaltens und heute einen schönen Feiertag!
Ihr Pastor Ferdinand Hempelmann
unser vater / der du bist die mutter
die du bist der sohn / der kommt
um anzuzetteln / den himmel auf erden
dein name werde geheiligt
dein name möge kein hauptwort bleiben
dein name werde bewegung
dein name werde in jeder zeit konjugierbar
dein name werde tätigkeitswort
bis wir loslassen lernen / bis wir erlöst werden können
damit im verwehen des wahns komme dein reich
in der liebe zum nächsten / in der liebe zum feind
geschehe dein wille -
durch uns.