Liebe Gemeindemitglieder,
wenn ich nun in der Erklärung der hl. Messe systematisch weiter vorgehe, so überspringe ich scheinbar die Fürbitten, die nach dem Glaubensbekenntnis erfolgen. Aber ich möchte sie verbinden mit der Gabenbereitung.
Die Kollekte sammelt die Gaben ein, die jeder bereit ist aus Solidaritätsgründen zu geben. Die Fürbitten, die unmittelbar davor gesprochen werden, sind für mich auch eine Art Kollekte. Es werden die verschiedenen Anliegen zusammengetragen.
In einer kleinen Gruppe habe ich schon mal die Schale, in der die Hostien liegen, herumgereicht und jeder hat schweigend oder ausgesprochen seine Gedanken und Bitten hineingelegt.
Aktuell ist das natürlich undenkbar und in Zukunft vielleicht auch, weil diese Praxis nicht die hygienischste war und ist.
Aber es war persönlich. Zusammen mit Brot und Wein habe ich dann beim Gebet alles emporgehoben mit der Bitte, dass Gott es wandeln möge.
Die Fürbitten bilden eine gute Brücke vom Wortgottesdienst zur Eucharistiefeier, weil damit schon die Gabenbereitung beginnt.
Ein Gesang zur Gabenbereitung drückt das sehr gut aus:
„Herr, wir bringen in Brot und Wein unsere Welt zu Dir. Du schenkst uns deine Gegenwart im österlichen Mahl.“
In manchen Regionen dieser Erde gibt es Gaben-Prozessionen. Tanzend werden Hostienschale und Kelch, Brot und Wein zum Altar gebracht. Gerade beim Tanz spürt man die Dynamik, die in diesem Geschehen liegt. Das ganze Leben, uns selbst und damit Freude, Leid und Sehnsucht bringen wir vor Gott. Wir lassen uns hineinnehmen in die Hingabe Jesu an den Vater. Und gleichzeitig sind wir bereit, uns wandeln zu lassen zu Hoffnungsträgern in dieser Welt.
Darum sollte eigentlich die ganze Gemeinde mit ihren Augen diese Bewegung mitmachen: der Priester nimmt die Gaben der Gemeinde entgegen und hebt sie zu Gott empor, denn nur von Gott her wird unser Leben heil und ganz.
Bei der Gabenbereitung geschieht ein kleiner Ritus, den viele übersehen. Der Priester gießt Wein und ein wenig Wasser in den Kelch und spricht dazu:
„Wie das Wasser sich mit dem Wein verbindet zum heiligen Zeichen, so lasse uns dieser Kelch teilhaben an der Gottheit Christi, der unsere Menschennatur angenommen hat.“
Die Vermischung von Wein und Wasser weist also auf die Menschwerdung Gottes in Jesus hin.
Die Einfügung des Wassers in den Wein war in frühen Zeiten eine unreflektierte Sache, weil es im Mittelraum eine Selbstverständlichkeit war, dass Wasser in den Wein gehört. Darum hat man dazu auch kein Gebet gesprochen.
Erst im Mittelalter kam nördlich der Alpen die Gewohnheit hinzu, dieses Tun zu deuten.
Wasser mit Wein mischen soll bedeuten, dass in Jesus die göttliche und die menschliche Natur vereint ist und der Mensch an der göttlichen Natur Jesu teilhaben darf durch die Taufe. Denn Wasser und Wein kann man nicht mehr voneinander trennen, wenn es zusammen im Kelch ist. Das Getrennte ist wieder vereint. Die ursprüngliche Einheit des Paradieses ist wiederhergestellt. Obwohl wir als Menschen sterblich bleiben, haben wir die Umwandlung in die Christus-Natur durch die Taufe schon erfahren. In der jeder hl. Messe feiern wir, dass wir Leib Christi sind, der von den Toten auferstanden ist.
Der kleine Ritus mit dem Wasser und dem Wein führt uns das Weihnachtsfest vor Augen. Am 1. Weihnachtsfest lautet das Tagesgebet so:
„Allmächtiger Gott, du hast den Menschen in seiner Würde wunderbar erschaffen und noch wunderbarer wiederhergestellt. Lass uns teilhaben an der Gottheit deines Sohnes, der unsere Menschennatur angenommen hat. Er, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. Amen.“
Er hat unsere Würde noch wunderbarer wiederhergestellt. Das ist wirklich eine frohe Botschaft, die wir als Kirche den Menschen verkünden dürfen in Wort und Tat – durch Verkündigung und Caritas. Denn zu wissen, dass Gottes Leben und Liebe in mir fließen und nicht mehr von mir getrennt werden können, verleiht mir ein neues Gefühl für meine Würde als Christ und Mensch.